Das Community Camp Berlin oder: Was darf eigentlich ein BarCamp?

Am vergangenen Wochenende habe ich mein viertes BarCamp in diesem Jahr besucht, das CommunityCamp in Berlin. Wie der Name schon erahnen lässt, ging es um alle Themen rund um Communities: Aufbau, Pflege, Plattformen, Kommunikation, Trolle, Juristerei und mehr.

 

Vorab: Das Organisations-Team hat alles richtig gemacht. Mein persönliches Highlight stellte eindeutig und mit Absstand der unglaublich leckere Apfel-Walnuss-Kuchen am Sonntag Nachmittag dar! Eine simple, aber wirkungsvolle Idee und Belebung für alle müden Geister. Wenn überhaupt etwas fehlte, dann waren es die Twitter-Namen auf den Namensschildern, aber das ist angesichts des gelungenen Wochenendes locker zu vernachlässigen.

 

Nachdem ich mit dem EnergyCamp im Oktober in Hamburg sogar schon mein erstes eigenes Camp organisiert habe, hatte ich selbstverständlich nun einen ganz anderen Blick auf die Orga und die Einbindung der Sponsoren und habe einige Anregungen mitnehmen können. Ich fand es diesmal besonders angenehm, als Gast einfach nur dabei zu sein und zuzuhören – ich bin noch neu in der Rolle des Community Managers, wenn ich mich überhaupt so nennen darf im Vergleich zu einigen großen Projekten, wie beispielsweise der hej Community von IKEA Family – ein erfrischender Vortrag am Samstag Nachmittag von Susanne Lämmer und ehrlich gesagt genau deswegen so erfreulich, weil es ein klassischer Vortrag war. Außerdem hab ich viel mitgenommen aus der Session von Oliver Überholz zu „165 Tools“, „Offline-Events“ und „Communities go mobile“ von Vesna Gudlin.

 

Berlin ohne Nörgeln ist wie Hamburg ohne Fischmaakt, Digga

 

Auch diesmal gab es abschließend wieder die Diskussionen, was ein BarCamp ist, darf und was nicht, was muss und was gar nicht geht. Was mir an diesen Gesprächen immer auffällt, ist, dass viele alles umsonst haben wollen, aber nörgeln, wenn Sponsoren zu sichtbar werden. Ein Eintritts- oder Unkostenbeitrag ist tabu, aber wer angesichts des gefühlt mangelnden Wertes der Eintrittskarte nicht auftaucht, wird gedissed. (Die eigentlich ironische Bemerkung in der Feedback-Runde, einen Internet-Pranger für die No-Shows einzurichten, haben Einige durchaus ernsthaft durchdacht, fürchte ich.)

 

Die anwesenden (meist Berater und/oder Freelancer wie ich) selbst ernannten Experten pauschalisieren nicht nur was im Social Web, sondern auch auf BarCamps muss, darf oder soll. Können darf dabei immer auffällig wenig.

 

Und das finde ich sehr schade.

 

Das BarCamp ist offen – sollte es zumindest sein Denn was das BarCamp ausmacht, ist die Offenheit dank der Gestaltungsmöglichkeit durch die Teilnehmer – nicht die Vortragsform oder die Finanzierung.

 

Das Beispiel von Susanne Lämmer zeigt deutlich, dass ein Vortrag sehr spannend und interessant sein und mehr Mehrwert bieten kann als pseudo-demokratische Diskussionsrunden, in denen einige wenige ein sich im Kreis drehendes Gespräch am Session-Geber vorbei führen. Ich erwarte von jedem Fachgruppen-Treffen, dass es mir inhaltlich etwas bringt – ob sich das Ganze nun BarCamp nennt, Conference, Konferenz, Tagung oder Gesprächskreis ist mir dabei völlig egal – mich interessieren die Themen und die News. Wer sie wie vorträgt, ist sekundär, wenn die Info bei mir ankommt. Das sollte bei jedem BarCamp im Vordergrund stehen und daher würde ich es begrüßen, wenn die Community sich ganz im Sinne der zweinulligen Toleranz auch hier öffnet, jedem Camp und jeder Konferenz zuzugestehen, sich so zu organisieren, wie es der Zielgruppe der Teilnehmer und Interessenten am ehesten passt.

 

Das Format des BarCamp ist so erfolgversprechend, dass es über die Social Web Szene hinaus wachsen wird und auch schon tut.

 

Und es muss das Recht haben, sich auf diesem Weg weiter zu entwickeln – wen die unbekannte Offenheit abschreckt, der soll dennoch einige Tagesordnungspunkte finden können, an denen er sich festhalten kann. Es ist unsere Aufgabe, diese Brücke zu bauen und unsere Errungenschaften zu teilen – denn am Ende des Tages geht es immer nur um Inhalte und Relevanz und nicht um Kosmetik. Und wer sich beklagt, dass es zu hohe No-Show-Raten gibt, muss sich dann auch damit abfinden können, dass Unkostenbeiträge erhoben werden. Einfach nur Bashen um des Bashings willen ist doch bei uns allen so langsam durch. (Auch wenn ich in diesem Moment das Bashen bashe… ach, egal.)

 

Mir hat die Mischung der Vortragsstile, Themen und Präsentatoren gefallen. Ich habe einige alte Bekannte wieder gesehen, tolle & nette neue Menschen kennengelernt, einen angenehm entspannenden Abend in Berlins Mitte verbracht, einiges gelernt und einen spontan-charmanten Heimfahrservice von Ralf Hendel inklusive mobiler Privat-Session zu Drupal genossen. Beeindruckendstes Learning und daraus resultierender next step zur Positionierung meiner Brand in der Community: Ich werde mir noch in dieser Woche eine Ringelstrumpfhose kaufen.

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