„UrbanCamp“ Hamburg: Mediennutzung & Engagement in Zeiten des Social Web

Am vergangenen Wochenende fand in Hamburg das „UrbanCamp“ von Anne Wangrin im Werkheim statt und leider konnte ich nicht die ganze Zeit dabei sein, aber ich habe die Gelegenheit wahrgenommen, meine erste Camp-Session zu halten – mit freundlicher Unterstützung von Christian Rasch, der mir auch bei der Planung des „EnergyCamp"  eine große Hilfe ist.

 Wir haben uns in unserer kleinen „Fokus-Gruppe“ darüber unterhalten, wie nachhaltig interessierte Aktivisten heute Medien nutzen und wie sich ihr Verhalten im Zuge der Social Web Verbreitung eventuell verändert hat. Teilweise wurden wir in unseren Annahmen und Erfahrungen bestätigt, teilweise überrascht:

 

Facebook schlägt Twitter, aber online nicht print!

 

Die parallele Nutzung von Internet und sozialen Medien, sowie klassischen Medien (print, TV, Radio) haben wir in dieser Runde ehrlich gesagt nicht anders erwartet: Das (Social) Web gehört zum Alltag wie Zähneputzen. Ein bisschen überrascht hat uns jedoch, dass Twitter mal wieder schlecht abgeschnitten hat: zu viele Informationen, zu schnell, zu viel Irrelevantes lauteten auch hier die (Vor-)Urteile. Facebook dominierte in unserer Runde als DAS soziale Netzwerk. Verständlich, denn hier laufen ja auch viele Fäden zusammen und es bietet Aktivisten meisten Tools, um sich auszutauschen, zu informieren, zu vernetzen und zu organisieren.

 

Als Informationsquelle wurden Onlinekanäle grundsätzlich absolut gleichwertig mit klassischen Kanälen angesehen, jedoch findet die Rezeption der Inhalte deutlich selektiver statt: Während die Zeitung meist komplett durchgeblättert wird und man auch mal bei Artikeln zu Themen hängen bleibt, die sonst nicht vorrangig interessieren, werden online nur die Links geklickt, die wirklich im Fokus des Interesses stehen, andere Inhalte werden so nicht zufällig gestreift, Neues kaum entdeckt. Was in der Mediennutzung zählt, sind Inhalt, Ausgewogenheit der Themenvielfalt, Schlüssigkeit in der Aufbereitung und damit auch die Gesamtglaubwürdigkeit.

 

Interessant ist, dass nicht nur das Medium als Gesamtes beurteilt wird, sondern auch der einzelne Redakteur. So trennt der gebildete Leser wahrscheinlich nicht nur in unserer Runde zwischen Medium und Autor. Das kann darauf zurückzuführen sein, dass Blogger als Einzelpersonen bereits journalistische Qualität bewiesen haben und damit der einzelne Publizierende als zuverlässige Quelle zum Medienalltag gehört. Relevante Inhalte kommen heute nicht mehr nur von institutionalisierten Medien, sondern auch von Einzelpersonen. Hierin könnte sogar ein Ansatz für Verlage liegen, wenn sie sich dafür entscheiden, einzelnen Redakteuren mehr Raum und Gesicht zu geben.

 

Sozial wird social

 

Die zweite Erkenntnis unserer kleinen Runde war die Verlängerung des Ergebnisses einer Nielsen-Studie, die zeigt, dass die Empfehlung von „Freunden“ glaubhafter und motivierender ist als Medienberichte oder Werbung, in nachhaltiges Engagement.

 

Dabei beschränkt sich das Engagement keineswegs auf das Klicken des RT- oder „like“-Buttons, sondern wird je nach Freizeit-Budget nach wie vor auch real gelebt. Was virtuell bleibt und was real umgesetzt wird, entscheidet jedoch zunehmend das persönliche Umfeld:

 

So gaben alle Teilnehmer an, dass sie sich eher für ein Engagement entscheiden, wenn bereits Freunde mitmachen – dabei ist es unerheblich, ob es reale Freunde oder Netzwerk-Freunde sind. Entscheidend ist, dass die Aktivität dadurch ausgelöst wird, dass eine vertraute Person sie empfiehlt oder vorschlägt. Gleichzeitig muss aber auch das persönliche Interesse geweckt sein – nur die Einladung des Freundes reicht noch nicht. Ist dann noch eine sinnvolle Verwendung des Mitteleinsatzes, ein echter Beitrag durch die Aktivität sowie eine hürdenlose Teilnahme (z.B. keine komplizierten Anmeldeverfahren) gesichert, kann dem realen Engagement eigentlich nur noch der Terminkalender im Wege stehen.

 

Hier liegt eine große Chance für NGOs und alle anderen, die Hilfe brauchen: Im Social Web lassen sich viele zusätzliche Mitstreiter, Fürsprecher, Freunde und Unterstützer gewinnen, die sich gegenseitig motivieren können. Wichtig, um hier erfolgreich zu sein, sind ein klares Ziel, eine schlüssige Strategie, Zeit, Geduld und Social-Media-Kommunikations-Kompetenz. Hierbei können erfahrene, externe Berater helfen, den Einstieg zu erleichtern und die Umsetzung zu begleiten.

 

Diese Ergebnisse sind selbstverständlich nicht repräsentativ, aber es hat Spaß gemacht, dieses kleine Fokus-Gruppen-Interview zu führen und wir danken noch einmal allen, die dabei waren, außerdem natürlich Anne und ihrem Team für die Organisation des „UrbanCamp“!

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