Twitter: Schluss mit den vor-digitalen Denkfehlern

Grad ist es wieder passiert: Ich höre, wie Menschen über Twitter vorurteilen, dass dort nur gepostet wird „Ich sitze in der S-Bahn“ oder „Gehe jetzt einkaufen“ und dass es quasi reine Zeitverschwendung sei, sich mit oder bei Twitter zu beschäftigen. Ich bin begeisterte Twitter-Nutzerin. Und überzeugt, dass die Plattform zu den wichtigsten gehört, die wir haben. Jedesmal, wenn ich anderen erkläre, was den Nutzen ausmacht, verstehen sie es auch und aktuell habe ich mal wieder das Bedürfnis, diese vor-digitalen Missverständnisse und Denkfehler schriftlich auszuräumen, so dass ich in Zukunft, wenn mich jemand nach dem Nutzen von Twitter fragt, immer nur noch antworten muss: „Lies meinen Blog.“

 

Twitter ist ein Informations-Aggregator

Es gibt Menschen, die lesen morgens Zeitung. Schauen Fernsehen. Klicken sich durch ein, zwei Online-Portale großer Tageszeitungen. Das mache ich auch alles, denn den Überblick über die Nachrichtenlage und die wichtigsten Medien zu haben, gehört zu meinem Job. Aber wenn ich mir einen schnellen Überblick über die Themen verschaffen will, die in meinem beruflichen und politischen Alltag relevant sind, finde ich das Wichtigste auf einen Scroll bei Twitter.

 

Denn so eine Twitter-Timeline ist wie eine selbstgebackene Pizza: Jeder sucht sich selber aus, wie sie aussehen soll. Unabhängig von Verlagsdruck, aber ähnlich wie Journalisten aggregieren und kuratieren die meisten Twitterer die wichtigsten Nachrichten und versehen sie bestenfalls mit ihren persönlichen Kommentaren. Irgendwann kennt man seine Timeline und ihre Menschen sogar persönlich, so dass man lernt, ihrer Meinung und ihrer Auswahl zu vertrauen.

 

Twitter ist ein Recherche-Tool

Auf Twitter tummeln sich Meinungsführer, Journalisten, Wissenschaftler, Gründer, Erfinder, Denker, Macher, Blogger, Nerds und Politiker. Im Rahmen des Long-Tail Prinzips findet hier jeder Gedanken, Meinungen, Informationen und Input zu genau dem Thema, das ihn beschäftigt. Die Debatten und Gedanken, die hier geführt, produziert und geteilt werden aus seinem Horizont auszuschließen, hinterlässt eine nicht gerade kleine Wissenslücke. (PR-Exkurs: Online- und Social-Media-Positionierung insbesondere bei Twitter kann die Aufmerksamkeit von Journalisten für das eigene Thema erhöhen. Denn wo recherchieren Journalisten? Genau.)

 

Twitter ist ein Dialog-Medium

Soziale Medien sind Dialog-Medien: Es geht um Konversationen, nicht um Werbung. Get it endlich, bitte. Und Zeit für einen Schnack mit anderen Menschen hat jeder.

 

Twitter ist ein Netzwerk-Generator

Bestenfalls kennt man die Menschen in seiner Timeline schon vorher. Oder man lernt sie später im Real Life kennen. Das Erlebnis, einen Menschen nach zeichenlangen Online-Diskussionen endlich persönlich zu treffen gleicht der ersten Begegnung unserer alten Brieffreundschaften. Oft kennen wir Twitterer nicht mal unseren richtigen Namen. Und das ist auch total egal. Twitter ist Demokratie pur: Jeder kann mitmachen, Content schlägt Absender. Ich habe über Twitter Menschen kennengelernt, die heute zu meinen Freunden gehören, Menschen getroffen, denen ich offline nie im Leben begegnet wäre und meinen Horizont erweitert durch Perspektiven von Menschen, die meine Real-Life-Filerbubble ausschließt.

 

Jeder, der in den Bereichen Marketing, Journalismus und Politik und ihren verwandten Berufen unterwegs ist und behauptet, Twitter sei „nichts für ihn“ dokumentiert damit das Eingeständnis, dass Wissen, Gespräche und Menschen nichts für ihn sind.

 

Update vom 13.11.: Der gute @codeispoetry hat mit (für? bei?) die/den web evangelisten deutsche Twitter-Accounts durchgezählt und das Wachstum gemessen. Danke dafür!

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Kommentare: 7
  • #1

    Jörn Hendrik Ast (Samstag, 10 November 2012 15:04)

    Wunderbares Posting liebe Nina, ich werde es in meine Empfehlungsliste zu Twitter aufnehmen und verteilen!

    Danke!

  • #2

    kurzundknapp (Samstag, 10 November 2012 16:00)

    Ein geniales Posting! Das musste ich auch gerade mal über den Direktlink hier twittern (@kurzundknapp bin ich).

    Da ich so viele Unwissende kenne - dürfte ich dieses Posting auf meiem Blog erwähnen, bzw. hierauf verweisen und kurz zitieren? Natürlich mit Direktlink hierher.

    Viele Grüße
    kurzundknapp

  • #3

    Victor (Samstag, 10 November 2012 16:03)

    Ganz meine Meinung!

  • #4

    Tanja (Samstag, 10 November 2012 16:12)

    Danke für diesen großartigen Artikel! Den werde ich mir bookmarken um ihn jederzeit parat zu haben. Und getwittert (@cassiopeia) habe ich ihn auch schon ;-)

  • #5

    Jan Hawliczek (Sonntag, 11 November 2012 13:02)

    Auf den Punkt! Sehr genial geschrieben!
    Ich entdecke auch erste seit einigen Wochen die Vorteile von Twitter für mich!

    Danke für den Post!

  • #6

    Patrick Schiffer (Dienstag, 13 November 2012 10:51)

    Perfekt beschrieben und direkt verbreitet :) Danke schön!

  • #7

    Alex (Dienstag, 13 November 2012 11:58)

    Danke für den Text, herrlich. Hab ihn als Lesezeichen abgespeichert und wende ihn immer dann an, wenn es weitere "Twitter Ungläubige" wissen wollen ;)

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