Trends 2013: Ich kann´s nicht lassen

Berater überschlagen sich ja gerade wieder mit Ausblicken und Trends für 2013. Da muss ich natürlich mitmachen. Aber: Ich fasse mich kurz. Versprochen.

Trend 1: Demokratie

Nicht nur in der Politik, auch in der Kommunikation erlebt die Demokratie eine Renaissance - dank des Internets (wie ich bereits hier schon einmal ansatzweise beschrieb). Jeder darf mitmachen, mitgestalten, seine Ideen und Vorstellungen einbringen, nicht nur in Facebook-Kampagnen bei der Namensfindung eines neuen Produkts, sondern zunehmend auch in Unternehmen: Enterprise 2.0 ist das Stichwort. Die Gefahr besteht nun nur darin, die Demokratie KPI zu unterwerfen - aber über die "Vermessung der Demokratie" folgt später noch ein eigener Beitrag.

 

Nichts schafft so viel Bindung an eine Marke, ein Unternehmen oder eine Organisation wie das Wissen, ein Teil des Ganzen zu sein und nicht nur Mitglied oder Angestellter. Partizipation schafft ein Maximum an intrinsischer Motivation.

 

Trend 2: Transparenz

Voraussetzung für konstruktive, effektive und produktive Partizipation ist Transparenz: Nur mit Zugang zu dem verfügbaren und notwendigem Wissen können valide Entscheidungen getroffen werden. Auch hier unterstützt das Internet darin, Wissensinseln zusammenzufügen. Einher geht der Abbau von Hierarchie: Denn Demokratie basierend auf Transparenz funktioniert nicht bei Abschottung von Wissen in Chef-Etagen mit Exklusivitäts-Anspruch. Außerdem: Keiner kann heute niemanden mehr dauerhaft belügen. Auch hierzu schrub ich bereits mal ausführlich.

 

Trend 3: Kollaboration

Gemeinsam sind wir besser als wenn wir allein kämpfen. Geschenkt. Konkurrenz und Wettbewerb hindern uns daran, unser Wissen und unsere Kräfte zusammenzulegen und gemeinsam noch erfolgreicher zu sein. (Das ist jetzt der naive Teil der Trendschau.) Aber auch die Kommunikation mit unseren Zielgruppen auf eine transparente Weise mit partizipativen Elementen läuft auf eine Kollaboration hinaus: Nicht länger das Unternehmen für den Kunden, sondern das Unternehmen gemeinsam mit dem Kunden. Crowdsourcing, klar, kennen wir schon. Demnächst hoffentlich auf einer neuen Ebene: Auf Augenhöhe, nicht ausbeuterisch. Denn die wahre Macht hat heute die Masse, der Schwarm. Der Schwarm allein kann jedoch maximal sein eigenes Überleben sichern. Um Visionen zu entwickeln und neue Wege zu gehen, braucht es Führung durch Motivation. Nicht vergessen: Die Tonalität. Wir erleben einen Trend zum Kontrollverlust des guten Tons. Dem MUSS Grenzen gesetzt werden. Denn Trolle, Pöbeleien und Shitstorms sorgen für Rückzug derjenigen, die konstruktiv partizipieren wollen.

 

Trend 4: Aggregation

Ihr kennt sie, diese Informationsflut, die uns jeden Tag überrollt. Aggregation und Kuration von individuell relevantem Wissen hilft uns, unter der Welle nicht unterzugehen. Ein Hemmschuh kann dabei das Leistungsschutzrecht für Presseverlage darstellen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass die Politik noch rechtzeitig erkennt, welche Kollateralschäden diese Gesetzesänderung in unserer Wissensgesellschaft anrichten kann. Zu Zähmung der Informationsflut gehört auch anzuerkennen, dass niemand von uns alles weiß. Bekenntnisse zu Lücken, Befragungen von Fachleuten sind keine Zeichen von Schwäche, sondern von reflektiertem Bewusstsein, dass wir nicht alles wissen können. Diese Akzeptanz des Nicht-Wissens führt zurück zu Notwendigkeit der Demokratie.

 

Unsere Gesellschaft hat sich seit 2009 entwickelt vom "i" über das "you" hin zum "we" - Wir begreifen, dass wir gemeinsam besser sind als allein. Deswegen sind Märkte auch nicht mehr Gespräche, sondern Beziehungen. Aber genug der Glaskugel - ich freue mich auf 2013 und bin gespannt, was uns erwartet und was wir daraus machen!

 

Update: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat scheinbar meinen Blog gelesen ;-) Der zentrale Satz seiner Nominierungsrede auf dem Parteitag am 09. Dezember lautet: ""Deutschland braucht wieder mehr "Wir" und weniger "Ich"!"

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

fairsprechen
Kommunikationsberatung & Öffentlichkeitsarbeit

Nina Galla

Fon: 030- 29 35 24 90

mobil: 0173 - 544 63 63

nina.galla@fair-sprechen.com