Die Wissenschaft und die dunkle Seite der Macht

Anfang Dezember hatte ich das große Glück, beim #sciencetweetup des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam geladen zu sein: Eine Projektschau, die Viel-Twitterern und (technisch-) wissenschaftlich Interessierten wie mir nahebringt, was das Institut eigentlich so den ganzen Tag macht. Super Sache, wie ich finde!

Ich konnte Projekte bestaunen wie beispielsweise den interaktiven Fußboden „Multitoe“, wir haben die openHPI MOOCs erklärt bekommen und Visual Concept Detection kennengelernt. Außerdem gab es einen Vortrag zum Design Thinking am Institut und welche Ergebnisse dabei heraus kommen können.

Auch wenn ich das anwendungsbezogene Ausmaß der Innovationen ganz sicher noch nicht vollumfänglich kapiert habe, bin ich begeistert von diesem Schritt in Richtung Öffentlichkeit. Und zwar nicht nur von der Aktion an sich, sondern vor allem von der Haltung, die Wissenschaft zugänglich zu machen und sich mit der ja oftmals als „manipulativ“ verschrienen PR zu beschäftigen. Denn dies ist nur die eine, die dunkle Seite der Branche. 

 

PR schafft Partizipation, Legitimation & Vertrauen

Eine Aktion wie die Projektschau des HPI zeigt ja, dass PR mehr kann als Wahrheiten vertuschen. Im Gegenteil, die Aufgabe der PR ist genau das: Das eigene Tun mitzuteilen und verständlich zu machen mit dem Ziel, Aufmerksamkeit und Vertrauen zu gewinnen sowie Beziehungen zu Zielgruppen aufzubauen.

 

Die Wissenschaft kennt tatsächlich mehrere hundert Definitionen, was PR sein und leisten soll – und das Thema „Konstruktion von Images“ findet sich auch darunter. Zuerst tauchte PR auch unter dem Begriff „Propaganda“ Anfang des vorigen Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung und der Entstehung von Massenmedien auf. Natürlich kann ich verstehen, dass solche Hintergründe und das Gebaren einiger Branchenvertreter der PR hin und wieder einen schlechten Ruf bescheren.

 

Aber das sind die Ausnahmen – ich erlebe es bei meinen Kollegen genauso wie in der Diskussion mit meinen Studenten, dass der konstruierende Anteil der Meinungsbildung unbeliebt (wenn auch leider nicht ausgestorben) ist und das Gewinnen von Vertrauen und Beziehungen das einzig sinnvolle und nachhaltige Ziel ist.

 

Ich wünsche mir viel mehr Einblicke und Kontaktaufnahmen von der Wissenschaft (und auch von der Politik), die die Instrumente und Strategien der PR im besten Sinne nutzen kann, um zu zeigen, was sie den ganzen Tag tut und vor allem kann. Die Wissenschaft DARF die Werkzeuge des Marketing nutzen, denn richtig eingesetzt verliert sie dabei nicht ihre Glaubwürdigkeit und ihre Ernsthaftigkeit. Im Gegenteil: Ihre Genauigkeit hilft dabei, auch in der PR nicht zu konstruieren, sondern zu vermitteln. Ihr Anspruch an Wahrheit strebt nach einer konstruktiven anstatt nach einer konstruierenden PR.

 

Die Unvollkommenheit ist der neue Status Quo

Denn Missbrauch entsteht erst dann, wenn Informationen verschleiert werden, gewünschte Effekte verstärkt und unerwünschte Effekte unter den Teppich gekehrt werden. Doch , wer, wenn nicht die Wissenschaft hat das Recht, offene Fragen zu formulieren? Damit kann die Wissenschafts-PR sogar das Vorbild für die Marken- und Unternehmens-PR fungieren.

 

In unserer immer schneller drehenden Welt ist es normal, nicht alles zu wissen. Zu akzeptieren, dass Regeln agil sind, es für Vieles keine Patentlösungen gibt, ist eine Kompetenz, die wir alle gerade ausbilden.

 

Die eigene Arbeit als Prozess zu verstehen und dies zu vermitteln, ist das Leitthema der Wissenschaft und die Basis für ihre Kommunikation. Den Weg als Ziel zu kommunizieren, dient nicht nur der Verständlichmachung, sondern legitimiert den neuen Status quo, dass alles im Fluss ist.

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